Gsait isch gsait
Saderlacher Mundart
Liebe Besucher, liebe Saderlacher, DER WANDEL ist eines der meist geschriebenen und verwendeten Wörter im deutschen Sprachraum. Hier kann das Wort gefunden werden: der Wandel in der Gesellschaft und der Familie, in der Arbeitswelt, in der Politik, in der Bildung und nicht zuletzt der Klimawandel. Und grad beim Klimawandel bedienen sich Experten unterschiedlicher Phänomene, wie Artensterben, oder vom Aussterben bedroht, oder gefährdete Arten. Und um alles verständlicher zu machen wurde die ROTE LISTE eingeführt. Doch keine Angst! In dieser Rubrik wird es nicht über wissenschaftliche Abhandlungen gehen, sondern konkret, um den Wandel unserer Saderlacher Muetersproch. Wie viele wissen noch was ein „Suuribel“ ist? Oder „Rung“ mit einer Weile zu verstehen ist? In einer Aktion mit meinem Jahrgang haben wir eine Rote Liste, der vom Aussterben bedrohten Saderlacher Wörter, erstellt und so manch unglaubliche Redewendung wiederentdeckt. Lasst uns doch in der Schatzliste unserer Mundart stöbern. Wir werden bestimmt Spannendes, Vergessenes und Wertvolles wiederfinden. Der Wandel zur Digitalisierung ist auch in aller Munde; darum soll diese Rubrik eine Plattform der Meinungen, Erinnerungen und verspürten Änderungen sein. Gsait isch gsait, Mathias Eisele 231, November 2019 Wir freuen uns über weitere Hinweise, Zuschriften, Beiträge und auch Mitarbeiter!
Mitarbeiter: Mathias Eisele (231) muetersproch@saderlach.de Theresia Weisenberger (Schelb) theresia.weisenberger@t-online.de Franz Eisele (203) franz.eisele203@mail.de
Mundart Die Mundart der Saderlacher ist eine alemannische. In Saderlach kam es zu keiner Sprachmischung wie in vielen Banater Dörfern. Hier hat sich das Hochalemannische eindeutig durchgesetzt. „…eine echte hochalemannische Mundart, wie wir sie im südlichen Schwarzwald, im Hotzenwald und in der Schweiz in vielen feinen Abtönungen, in mannigfaltigen Spielarten finden,…“ stellt E. Maenner (1) fest. Richard Gäng (2) sagt:“ …,dass hier noch das Alemannische gesprochen wurde, die Mundart des Schwarzwaldes, des Elsasses und der Nordschweiz. Es zeigte sich dann bald, dass es sich um ein rechtes Hochalemannisch handelt,…“ „ Eine Ausnahmestellung unter allen Banater Ortschaften kommt Saderlach (gegr. 1737) zu. Die Ansiedler wanderten aus dem Schwarzwald ein, aus der Grafschaft Hauenstein , aus dem „Zwing und Bann“ der Abtei St. Blasien, einige auch aus schweizerischen Gebieten. Eine Minderheit stammte aus der Pfalz und aus dem Odenwald, schliesslich auch aus Tirol, Oberösterreich und aus Dörfern des Banats. In der Sprache behauptete sich die alemannische Mehrheit, sie war zu jeder Zeit imstande, andere Siedlersprachen einzuschmelzen. Das Alemannische setzte sich so eindeutig durch, dass man Saderlach als die sprachlich einheitlichste aller Kolonien im Karpatenbecken bezeichnet hat.“ So schreibt Johann Wolf in der „ Kleinen Banater Mundartenkunde“. (3) Einige Kennzeichen der hochalemannischen Mundart: -K wird spirantisiert ( Chuche, Chäs,Chue ) -Alte Monophtonge werden bewahrt (mhd. î, û, iu) : bliibe,griife,Wii, Iis,Huus,Fiir,lutt,hitt -Alte Diphtonge werden bewahrt (mhd. ie,uo,üe) :fliege, Mueter, guet, Buebe, Fies, sueche, Brieder -Sch – Aussprache auch im Inlaut : fescht, bisch -Affrikata ( pf) und nicht pp :Stupfle, Äpfel. Pf besteht zum Teil auch nach Diphtongen : Saipfe -Im Auslaut schwindet der Nasal :Maa, Moo,stoh -Ge – fällt weg vor Affrikaten und Verschlusslauten:pflanze-pflanzt, bringe-brocht -E der Vorsilbe ge des Perfektpartizips fällt aus: regne-gregnet -Die Artikel die, das werden zu d bzw. s reduziert : d Mueter, s Chind -Bei den Verben gehen und stehen werden Varianten des mhd.gân und stân verwendet: goh, stoh. Der Plural weist ---Umlaut auf : gen, sten -Einheitsplural bei Konjugation der Verben : mier machet, ier machet, sii machet -Diminutiv –le wird verwendet : Hiisle, Miisle, Stickle -Typische Formen für den Süden des Alemannischen : gsii (gewesen),ghaa(gehabt), gsait (gesagt)
Das Schriftliche bleibt erhalten. Beim Sprachgebrauch ist es nicht so. Es werden immer weniger, die das Saderlacherische in ihrem Alltag sprechen. Die Jüngeren benützen viele alte Wörter nicht mehr. Nach und nach geht ein Teil des Wortschatzes verloren. Dialekt sprechen ist jedoch von Vorteil. An der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat man festgestellt, dass derjenige, der einen Dialekt spricht, sogar ein ausgeprägteres Sprachgefühl und Sprachverständnis hat als jemand, der nur Hochdeutsch kann. Soll heißen – Dialekt sprechen so oft wie möglich!!! Theresia Weisenberger, November 2019 1. Maenner, E., Chemmet ine! Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart des Alemannendorfes Saderlach im Rumänischen Banat 1737 – 1937, Weinheim 1937, S. 85 2. Künzig, J., Saderlach 1737 – 1937, Karlsruhe 1937, S. 219 3. Wolf, J., Kleine Banater Mundartenkunde, Bukarest, Kriterion Verlag 1975, S. 43
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